Zweisprachig erziehen - gar nicht mal so einfach!
- alisalomon
- 1. Mai 2024
- 2 Min. Lesezeit

Heute bin ich mit meiner Tochter nach Berlin geflogen und war mal wieder richtig glücklich, glücklich darüber, dass es mit der zweisprachigen Erziehung geklappt hat. Schon am Tag vor unserer Abreise begann meine Vierjährige automatisch, Deutsch mit mir zu sprechen – nicht so perfekt wie auf Französisch und mit einem leichten Akzent, aber unglaublich süß und erstaunlich wortreich. Das war jedoch nicht immer so. Lange Zeit dachte ich, ich hätte in dieser Hinsicht versagt. Von Anfang an habe ich zwar Deutsch mit ihr gesprochen, jedoch nicht konsequent genug. Im Alltag, mit einem französischen Vater und drei Halbgeschwistern, die zuhause nur Französisch sprechen, war es einfach schwierig.
Forschungen zeigen, dass zweisprachige Kinder oft bessere kognitive Flexibilität und Problemlösungsfähigkeiten entwickeln, da sie regelmäßig zwischen verschiedenen Sprachsystemen wechseln. Diese Fähigkeiten sind in einer global vernetzten Welt, in der Multilingualität immer wichtiger wird, von großem Nutzen. Als Mutter möchte man natürlich das Beste für sein Kind und ihm eine vielversprechende Zukunft bieten, wenn die Voraussetzungen dafür quasi auf dem Präsentierteller liegen.
Aber Deutsch-Momente gab es nur, wenn wir allein waren, und selbst dann habe ich oft nicht daran gedacht. Meine Tochter hat zwar immer alles verstanden, aber über Jahre hinweg hat sie konsequent nur auf Französisch geantwortet. Irgendwann dachte ich, ich sei gescheitert. Ich bin jedoch froh, dass ich trotzdem weitergemacht habe, auch wenn ich nicht mehr viel Hoffnung hatte. Denn letztes Jahr, als wir im Sommer eine Woche länger als üblich in Deutschland verbrachten, platzte plötzlich der sprachliche Knoten. Ziemlich schnell folgten die ersten Sätze. Und auch nach unserer Rückkehr nach Frankreich setzte sich dies fort, sodass sie nach 2-3 Wochen einfach auf Deutsch sprach!
Ich war so erstaunt, wie viel sie über die Jahre hinweg abgespeichert hatte. Und nun sprudelte plötzlich alles aus ihr heraus. Ich bin so froh, dass ich mich nicht entmutigen ließ und durchgehalten habe. Heute kommt meine Tochter nach Deutschland und fühlt sich hier wohl. Man merkt, dass sie sich auch hier zu Hause fühlt.
Sprache ist ein zentraler Aspekt der Identität. Die langjährige Freundschaft und Kooperation zwischen Frankreich und Deutschland, die für den Frieden in Europa entscheidend ist und durch zahlreiche kulturelle Austauschprogramme sowie politische Abkommen gefestigt wurde, gründet auf sprachlicher Verständigung. Ich bin so froh, dass meine Tochter Teil dieser Entwicklung sein kann und ihre Identität im Kontext dieser bedeutenden Beziehung aufbauen kann.
Ich kann jeden, der es mit der zweisprachigen Erziehung versucht, nur ermutigen, am Ball zu bleiben. Egal, ob man viel oder wenig investiert, manchmal zweifelt und aufgeben möchte – ich denke, dass es sich am Ende immer lohnen wird.
Comments