Le Cercle des Nageurs: Frankreichs geheimnisvollster Schwimmclub
- alisalomon
- 2. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

Ein Ort, von dem ich vorher nie gehört hatte, aber seit ich im Süden lebe, dafür umso mehr. Sagenumwoben ist er. Club, Schwimmhalle, Geheimbund? Ich habe ewig nicht verstanden, worum es dabei eigentlich geht. Nun war ich selbst vor Ort. In Marseille. Direkt am Meer und unweit des alten Hafens „Vieux Port“, an der Bucht der Catalans gelegen. Ein Freund, der tatsächlich Mitglied ist, hat mich eingeladen. Denn nur so kommt man hier rein: als Mitglied des Vereins oder als Gast eines solchen. Und jetzt kann ich euch berichten, was es genau ist, dieser mystische Cercle.
Es handelt sich in erster Linie um einen Schwimmclub, dessen Gebäudekomplex direkt in die Felsen am Wasser gebaut wurde. Es gibt hier drei Becken, davon eines mit olympischen Maßen und eines mit Meerwasser, dazu privaten Zugang zum Meer sowie zahlreiche Terrassen und Solarien. Außerdem findet man auch ein Restaurant vor – wobei die Bezeichnung Restaurant vielleicht etwas hochgegriffen ist. Es handelt sich eher um eine Kantine, in der man mit Tablett im Self-Service ansteht. Kulinarisch kann sie jedenfalls nicht mit der Kantine meiner Schule mithalten, in der ich als Lehrerin arbeite.
Insgesamt wirkt das Ganze eher schulisch. Das Publikum an diesem Mittag/Nachmittag bestand vor allem aus Jugendlichen, die hier ihre Schwimmkurse absolvieren. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass es sich größtenteils um Schüler der Provence-Schule handelt – einer der elitärsten Schulen in Marseille, in die vor allem gutbetuchte Familien ihre Kinder schicken. Aber die Atmosphäre hatte insgesamt wenig mit dem Schick zu tun, den ich erwartet hatte, als man mir erzählte, es handele sich um einen noblen Club.
Auch die Architektur ist in die Jahre gekommen. Der 1921 gegründete Club, der ursprünglich aus einfachen Holzkabinen bestand, wurde in den 60er Jahren zu seiner heutigen Form ausgebaut. Minimalistisch, modern und funktional – alles zum Meer hin ausgerichtet. Zwar gab es später noch Anpassungen, aber der Stil ist im Kern original und wirkt heute etwas abgerockt. Ich liebs.
Als ich meinen Bekannten fragte, was denn nun so besonders an diesem Club sei, hob er vor allem die sportlichen Erfolge hervor. Und tatsächlich: Der CNM ist einer der erfolgreichsten Schwimm- und Wasserballvereine Europas. Hier wurden zahlreiche internationale Medaillengewinner ausgebildet, darunter Olympiasieger wie Florent Manaudou und Frédérick Bousquet. Der Wasserballverein ist außerdem Rekordmeister in Frankreich.
Aber wenn man ehrlich ist, ist es nicht nur der Sport, der diesen Ort so legendär macht. Es ist doch auch zu einem großen Teil seine Aura als Privatclub: Mitglied zu werden ist schwierig – es braucht Kontakte, finanzielle Mittel und Geduld auf einer Warteliste. Wer es schafft, gehört automatisch zu einem „inneren Kreis“ in Marseille. Und so heißt es, der Club sei ein Treffpunkt für bekannte Persönlichkeiten aus Sport, Politik, Kultur und Wirtschaft. Wirklich gespürt habe ich davon an diesem Tag allerdings nichts. Für mich war vor allem der Ort an sich ziemlich außergewöhnlich, ein bisschen aus der Zeit gefallen – und ich bin froh, nun auch einmal dort gewesen zu sein.


































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