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6 falsche Annahmen über die Provence

  • alisalomon
  • 27. März 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Eine bizarre Koexistenz zeigt sich hier an der wunderschönen Mittelmeerküste mit den 4 EDF-Türmen.

1. Lavendelfelder, wohin das Auge reicht!

Das ist nicht ganz korrekt... Viele nehmen an, dass die gesamte Provence mit endlosen Lavendelfeldern bedeckt ist. Tatsächlich konzentrieren sich die Lavendelfelder auf bestimmte Gebiete wie das Plateau de Valensole, und sie sind nicht überall präsent. Will man die blühenden Felder erleben, sollte man außerdem bedenken, dass der Lavendel ab Mitte Juli abgeerntet wird.


2. Ein idyllisches, naturbelassenes Paradies

Nun ja... Auch wenn es tatsächlich noch ländliche Gebiete gibt, sind doch viele Gegenden sehr urbanisiert. Gerade französische Industriegebiete sind oft besonders groß und nicht gerade schön. Auch der Massentourismus beeinträchtigt immer mehr die Natur und die Ursprünglichkeit der Gegend. Mit über 30 Millionen Touristen im Jahr und nur 5 Millionen Einwohnern gibt es kaum noch Orte, die im Sommer nicht völlig überlaufen sind. Zudem beobachtet man ziemlich viel industrielle Umweltverschmutzung, die von Branchen wie der Aluminiumherstellung, Stahlproduktion und Erdölindustrie verursacht wird.


3. Man kriegt überall exzellentes Essen serviert

Das ist tatsächlich falsch... Auch wenn die französische Küche und auch die spezifisch provenzalische eigentlich hervorragend sind, ist es oft schwer, ein gutes Restaurant zu finden. Gerade in bekannten Städten läuft man Gefahr, in Touristenfallen zu landen. Außerdem gleicht sich die Speisekarte in fast allen Restaurants; die Desserts stammen fast immer aus der Metro. Um ein wirklich gutes Restaurant zu finden, sollte man sich auf jeden Fall vorher informieren oder sich mit Einheimischen anfreunden und sich zuhause einladen lassen :)


4. Die beste Reisezeit für die Provence ist der Sommer

Dies sollte man auf jeden Fall nochmal überdenken... Es wird oft übersehen, dass es aufgrund des Klimawandels im Sommer sehr heiß sein kann, was die meisten Einheimischen dazu veranlasst, vor 17:00 Uhr nicht vor die Tür zu gehen, auch nicht zum Baden im Pool oder Meer. Meiner Meinung nach werden der Winter und vor allem die Zwischensaisons Frühling und Herbst als Reisezeitpunkt sehr unterschätzt. Zwar ist dann kein Hochsommer, aber doch erheblich sonniger und milder als in Deutschland. Perfekt, um unsere schöne Region zu entdecken.


5. Die Provence strahlt künstlerisches Flair aus

Das halte ich für eine falsche Vorstellung... Min könnte denken, dass die gesamte Provence von einem künstlerischen Flair durchzogen ist, ähnlich wie es in Städten wie Arles und Saint-Rémy-de-Provence der Fall ist. Das Erbe der Provence ist zwar beeindruckend, aber nicht jede Stadt und jedes Dorf ist von dieser Art von künstlerischer Präsenz durchdrungen. 


Als ich aus Deutschland hierher kam, war ich doch recht überrascht: Große Städte dort sind meiner Meinung nach viel besser mit Museen und kulturellen Angeboten ausgestattet als die meisten hier. Mir fehlt hier zum Beispiel auch das riesige Angebot an Konzerten sehr. Um populäre Musiker zu sehen, muss man tatsächlich meistens nach Paris fahren. Die Hauptstadt hat lange vieles monopolisiert, auch alles, was Kultur betrifft."


Stau ist mein Alltag. Ich verbringe 2-4 Stunden am Tag im Auto. Hier in Marseille...

6. Die Menschen in der Provence haben alle einen entspannten Lebensstil

Nun ja... Man stellt sich die Menschen in der Provence ja eigentlich mit einem Gläschen Pastis beim Boulespielen vor. Auf jeden Fall ziemlich entspannt, mit einer Art Laisser-faire-Mentalität. Tatsächlich geht es aber auch hier oft ziemlich hektisch und anstrengend zu. Die Infrastrukturen, um zur Arbeit zu kommen, sind an vielen Orten nicht mit denen in Deutschland vergleichbar. Ich brauche aufgrund von standardisierten Staus für 40 km zur Arbeit oft 1,5 bis 2 Stunden. Auch kommen die Kinder oft spät aus der Schule, was den Zeitplan am Abend ziemlich durcheinanderbringt. Man muss dann ganz schön hetzen, um alles auf die Reihe zu bekommen. Außerdem funktioniert die Bürokratie nicht besonders gut, die Gehälter sind niedriger und das Gesundheitssystem ist überraschend schlechter als in Deutschland – das sind nur einige der Dinge, die die Lebensqualität im Alltag beeinträchtigen.


ABER...

All diese Punkte sollen jedoch nicht bedeuten, dass es hier nicht schön ist oder mir hier nicht gefällt. Ich liebe die Provence! Aber man sollte eben nicht alles verklären und aus der Ferne denken, dass hier alles besser ist. Ich denke sowieso, dass man überall auf der Welt und an jedem Ort - auch in Deutschland - Schönheit finden kann, man muss nur um sich schauen und offen bleiben...

 
 
 

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